25.05.2022
Rücktritt als Ministerpräsident –
Auf Wiedersehen Bouffier, was bleibt?
Nach 12 Jahren als Regierungschef verlässt Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) Ende des Monats die politische Bühne. Bouffier war länger im Amt als jeder andere deutsche Ministerpräsident. Was bleibt von dieser Zeit?
Volker Bouffier wurde mit seiner Militanz in der CDU quasi in die Wiege gelegt. Sein Großvater war Mitbegründer der CDU in Gießen, sein Vater war dort viele Jahre als Kommunalpolitiker aktiv. Für Volker Bouffier hingegen führt der politische Weg aus seiner Heimatstadt. Seit 1987 ist er in der hessischen Landespolitik aktiv. Zunächst als Staatssekretär im Justizministerium, dann lange Zeit als Innenminister unter Roland Koch. Als er sich aus der Politik zurückzieht, schlägt er Bouffier als seinen Nachfolger vor. Die Mehrheit im Landtag folgt dieser Empfehlung und wählt Bouffier am 31. August 2010 zum neuen Ministerpräsidenten.
Als Innenminister „Hardline-Konservativer“
Sein Ruf hat sich im Laufe der Zeit stark verändert. Während seiner Jahre als Innenminister gilt Bouffier weithin als kompromissloser Konservativer. Seine „Law and Order“-Positionen brachten ihm den Spitznamen „Black Sheriff“ ein. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 war er die treibende Kraft hinter der Wiederaufnahme von Razzien in Hessen, die wenige Monate später vom Landgericht Wiesbaden und vom Oberlandesgericht Frankfurt am Main wegen Rechtswidrigkeit eingestellt wurden.
Volker Bouffier im FFH-Interview
Bouffier muss unter heftigen Beschuss geraten, als er im NSU-Mordrausch aus Sicht der Opposition nur sehr wenig dazu beiträgt, die Rolle dubioser hessischer Geheimdienstler aufzuklären. Als Halit Yozgat in einem Internetcafé in Kassel zweimal in den Kopf geschossen wurde, war ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes ebenfalls im Café, gab aber an, von der Tat nichts gehört zu haben. Als die Polizei Informanten des Verfassungsschutzes befragen will, weigert sich Bouffier. Die Opposition wirft ihm deshalb vor, Ermittlungen zu behindern und dem Parlament nicht genügend Informationen zur Verfügung zu stellen.
Vom “schwarzen Sheriff” zum Vater des Landes
Mit seiner Wahl zum Premierminister wird sich auch Bouffiers Rolle ändern. Nach und nach legt er sein Image des Unnachgiebigen ab und wandelt sich zu einem freundlichen, geselligen und auch neuen politischen Ansätzen gegenüber aufgeschlossenen Vater des Landes. 2013 schmiedete er die erste schwarz-grüne Koalition in einer Nichtstadt. Ein Erfolg, der bis heute anhält.
Hessen hat auch 2015 die Flüchtlingskrise bewältigt, weil Bouffier es geschafft hat, alle Beteiligten einzubeziehen.
Treue Anhängerin von Merkel
Auf Empfehlung von Roland Koch trat Bouffier 2010 auch sein Amt als stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU an, wo er jahrelang als treuer Anhänger von Angela Merkel galt. Später verließ ihn jedoch sein Sinn für Bundespolitik. Er unterstützte zunächst die als CDU-Generalsekretärin wenig erfolgreiche Annegret Kramp-Karrenbauer. Im Streit um die Kanzlerschaft gehört er zu den entschiedensten Unterstützern von Armin Laschet.
Widerruf für eine ordnungsgemäße Lieferung
Spätestens seit der verlorenen Bundestagswahl 2021, bei der die SPD auch in Hessen vorne lag, wurden in der hessischen CDU Stimmen laut, die für eine baldige Übergabe des Ministerpräsidentenpostens an einen Nachfolger plädieren. Diesem Wunsch kommt Bouffier mit seinem Rücktritt nach. „Alles hat seine Zeit“, sagte er am 25. Februar in Fulda, wo er Ende Mai seinen Rücktritt verkündete. Geht alles nach Plan, hätte Wunschkandidat Boris Rhein mehr als ein Jahr Zeit, sich mit Wählern zu treffen. Die nächste Landtagswahl in Hessen findet im Herbst 2023 statt. Auch den Vorsitz der hessischen CDU will Bouffier in diesem Sommer abgeben, auch hier schlägt er Boris Rhein vor.